So nach der erholsamen Zeit ging es bald schon wieder mit der Arbeit auf dem RTW in der Fremde:
Im Behandlungszelt lag eine junge Patientin aus dem Ausland. Sie hatte zweimal einen Ball direkt an den Kiefer bekommen. Neben Schmerzen konnte die 13-Jährige auch den Mund nicht wirklich weit öffnen. Sie traute sich aber auch nicht, da es eben weh tat. Schwierig war die Situation mit der Betreuerin, denn diese hatte wenig Einsicht, dass man dies jetzt ärztlich abklären lassen müsse und nicht Stunden oder gar einen Tag Warten sollte. Nach einigen Diskussionen konnte Marc die anstrengende Dame überzeugen und so wurde wieder einmal der Transport abgeklärt.
Auch hier kam die Transporterlaubnis der Leitstelle. Wie beim letzten Transport wurde das Mädchen auf die Trage umgelagert und in den RTW gebracht. Ich wurde wieder als Begleiterin hinten im Rettungswagen eingesetzt. Auch die Betreuerin fuhr mit ins Krankenhaus. Dieses Mal ging es einmal quer durch die ganze Uni-Stadt, denn wir würden ins Uni-Klinikum mit der Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurgie fahren. Die normale Kinderklinik ist hierfür nicht geeignet.
Der Transport verlief ohne Zwischenfälle. Das Mädchen hatte eindeutig Schmerzen. Die Betreuerin war sehr sturr und redete zunächst gar nicht. Nachdem ich versucht habe, der Patientin ein wenig die Angst zu nehmen, kam auch endlich von der Betreuerin etwas Zuspruch und Aufmunterung.
In der Uniklinik ging alles sehr schnell. Wir meldeten uns an und danach ging es in einen speziellen Raum zum Umlagern von Patienten. Dies sollte dort alles sehr zügig gehen. Meine Kollegen klärten mich danach erst auf, dass das Personal eine schnelle Übergabe wünscht, da man nie weiß, ob bereits der nächste Patient kommt. Zudem sind die Bereiche dort sehr streng getrennt und der Rettungsdienst kommt gar nicht zu den Behandlungsräumen der Notaufnahme. Ich musste mich daran erst gewöhnen. Doch somit hatte ich nun die nächste Klinik in der großen Stadt kennen gelernt.
Auf der Rückfahrt sollte ich noch zwei weitere Krankenhäuser der Stadt kennen lernen. Der weitere Krankenwagen beim Sanitätsdienst hatte nämlich bei einem weiteren Einsatz das Tragetuch in einer Klinik liegen lassen und danach suchten wir nun. Außerdem war es für die Fahrerin des RTW eine weitere kleine Übung von einem Ort zum anderen zu gelangen, ganz ohne Navi und Co. Man muss nämlich dazu sagen, dass es auch für Sie neu war einen RTW zu fahren, denn ihr fehlte bislang die Ortskundeprüfung, die in der Unistadt und dem Umland erforderlich ist. Daher wurde sie von Marc eben als Fahrerin eingesetzt und er kontrollierte sie immer. Somit hatte er weiterhin die Gesamtverantwortung, zum einen für mich als Begleiterin und zum anderen für die frisch gebackene Rettungssanitäterin als Fahrerin.
Das Tragetuch fanden wir zwar in den Kliniken nirgends, doch immerhin kannte ich jetzt bereits alle Kliniken der Unistadt. Jetzt sollte es pünktlich zum Abendessen wieder zurück zum Sanitätsdienst gehen. Dort gab es nun für alle Sanitäter leckere Sachen vom Grill mit Salat. Die Bratwürste und Steaks schmeckten echt allen sehr gut. Auch der reguläre Notarzt war mit seinem Fahrer gekommen. Überhaupt war er viel bei uns, denn es war beim San-Dienst einfach unterhaltsam. Beim Essen erfuhren wir auch, dass die beiden Mädels jeweils einen mehrfachen Bänderriss erlitten hatten und wieder aus dem Krankenhaus zurück waren, sie teilten also nun das Schicksal des Laufens mit einer Aircast-Schiene für die nächsten Wochen.
Doch schon bald sollte wieder ein größerer Notfall auf uns warten. Es kamen ein paar Spielerinnen zum Sanitätsdienst gerannt. Sie meinten, dass eine Spielerin gestürzt sei und nun nicht mehr aufstehen kann. Es machte sich sofort eine Gruppe des Sanitätsdienstes mit 4 Personen, Notfallrucksack und Rolltrage auf dem Weg zu einem nahe gelegen Spielfeld. Dort lag eine Jugendliche am Boden und hatte augenscheinlich Schmerzen. Die Sanitäter entschlossen sich dennoch sie umzulagern und sie zum Behandlungszelt zu bringen. Dort könnte man sie eben viel besser versorgen. Das Umlagern ging mit drei kräftigen Männern anscheinend sehr gut.
Beim Behandlungszelt angekommen war allen Sanitätern klar, dass her etwas schlimmeres vorliegt. So wurde sofort der anwesende Notarzt hinzugezogen. (mehr …)