Bei uns ist es auf der Rettungswache so, dass wenn alle Rettungswagen im Einsatz sind, dann eine Krankenwagen-Besatzung auf einen Ersatz-Rettungswagen umsteigt. D. h. man fährt eben mit dem Rettungswagen einen Notfall, auch wenn man nicht unbedingt die volle Besatzungsausbildugn besitzt.
Vor einiger Zeit war es dann so, dass eine junge Rettungssanitäterkollegin und ich (zu der Zeit noch Rettungsdiensthelferin) zusammen als Krankenwagen-Besatzung an der Klinik standen und alle Rettungswagen unterwegs waren, auch die im Umkreis gelegene Wache war nicht besetzt. So bekamen wir von der Leitstelle den Auftrag schnellstmöglich zur Wache zu fahren und dort auf einen Rettungswagen umzusteigen um danach einen Notarzteinsatz zu fahren. Dabei sollte der Notarzt ebenfalls von weiter weg kommen. Gemeldet wurde uns ein Patient mit akuter Atemnot in ein Pflegeheim, was vieles bedeuten kann.
Also ging es zügig mit Sonderrechten zur Wache um dort das Auto zu wechseln. Den Krankenwagen abgestellt und auf den alten Ersatz-RTW gewechselt, fuhren wir nun ebenfalls mit Blaulicht und Martinshorn zu dem Einsatz in einem Altenheim. Meine Kollegin und ich waren schon beide etwas nervös, da wir nicht wussten, wie es dem Patienten geht und es eben für uns nicht alltäglich ist, dass wir „allein“, also ohne Rettungsassistenten einen solchen Notfalleinsatz abarbeiten müssen. Des weiteren war auch nicht klar, wer als Notarzt kommt und wie lange er bis zum Einsatzort brauchen würde.
Am Altenheim angekommen schnappten wir uns unser gesamtes Equipment und gingen hinein, wo wir bereits von einer Pflegkraft empfangen wurden und zum ca. 85 jähreigen Patient gebracht wurden. Er lag mit zunehmender Atemnot im Bett. Wir setzten ihn erst einmal auf und gaben Sauerstoff. Danach haben wir die Vitalwerte, also Puls und Blutdruck ermittelt, welche beide sehr niedrig waren. Zu diesem Zeitpunkt traf dann auch der Notarzt und sein Fahrer, ein Rettungsassistent ein. Es wurde rasch ein EKG angelegt, welches uns teilweise Rhytmusstörungen des Herzens zeigte und eben die sehr niedriege Herzfrquenz von unter 40 Schlägen in der Minute.
So wurde beschlossen, einen venösen Zugang zu legen und Adrenalin zu geben. Daraufhin verbesserte sich der Zustand etwas, sodass der Notarzt beschloss sehr zügig in die nahe gelegene Klinik zu fahren. Der Patient wurde also auf die Trage umgelagert und ich fuhr mit Sondersignal in das Krankenhaus, wo wir bereits vond er Leitstelle vorangemeldet waren.
Im Krankenhaus übergaben wir den Patienten und machten den RTW wieder einsatzklar. Nach einem kurzem Plausch mit dem Rettungsassisten, der uns unterstützt hatte, und wir ihn erklärten, dass wir eben eigentlich nur eine „Notbesetzung“ sind, ging meine Kollegin noch einmal kurz in die Notaufnahme. Dort sah sie die laufende Reanimation unseres Patienten, auch ich musste noch etwas holen und erblickte den leblosen Patienten.
Wir hatten als „umgestiegene Besatzung“ alles getan, was wir konnten und auch der Notarzt hatte seine Arbeit gut gemacht. Der Patient wurde durch uns lebend und mit halbwegs stabilen Vitalwerten in die Klinik gebracht, doch dies hatte alles nichts genützt, der Mann verstarb dort.
Insgesamt ist man nach so einem Einsatz nie zufrieden, denn wir wollen Helfen, doch manchmal geht dies eben nicht. Meine Kollegin und ich haben an diesem Tag noch öfters nachgedacht, ob wir etwas hätten ändern können, auch ob eine Beatzung mit Rettungsassistent etwas anderes getan hätte. Allerdings sind wir auch zu dem Entschluss gekommen, dass niemand den Tod hätte verhindern können und ein solches Herzversagen manchmal einfach nicht mehr aufzuhalten ist, immerhin haben wir den Patienten lebend in die Klinik gebracht.