Verwirrung und Verunsicherung pur


In einer meiner letzten Schichten auf dem Rettungwagen bin ich mit einem jungen Rettungsassistenten gefahren. Wir kommen beide einfach nicht so wirklich miteinander klar, liegen nicht auf einer Wellenlänge. Normalerweise sind wir auch nicht in einer Schicht eingeteilt, doch diesmal lies sich dies aufgrund Krankheit nicht vermeiden.

Zu Schichtbeginn lief noch alles recht entspannt, denn morgens sind die meisten Kollegen wie auch ich noch nicht so gesprächig. Wir checkten zunächst den Rettungswagen, wobei ich schon etwas nervös war, denn er legt auf Kleinigkeiten teilweise sehr viel wert.

Die ersten Einsätze verliefen ohne große Schwierigkeiten, da nicht so wirklich viel zu tun war. Es waren ein Hausnotruf und eine Notfallverlegung. Bei der Anfahrt mit Sonderrechten sowie dem Parken vor dem Krankenhaus gab es jedoch bereits Meinungsverschiedenheiten, denn wir redeten aneinander vorbei. Ganz ehrlich, normalerweise bleibt sowas aber auch dem Fahrer, also mir überlassen.

Bei dem ersten richtigen Notfall des Tages kam es zu weiteren Problemen. Gemeldet war Diabetes mit Notarzt, wahrscheinlich eine Hypoglylämie. Die Anfahrt mit Sonderrechten durch das Stadtgebiet verlief noch normal. Am Einsatzort angekommen, schnappte sich der Rettungsassistent das EKG und die Beatmung. Ich nahm den Notfallkoffer. Wir wurden bereits von zwei Angehörigen erwartet und zur Patientin gebracht. Diese saß in einer sehr kleinen Toilette, sodass nur mein Kollege zu ihr ging und ich im Flur, den Notfallkoffer öffnete. Es wurde schnell klar, dass eine Unterzuckerung vorliegt, da bereits ein Blutzucker von 23 gemessen worden war. Die Dame war jedoch noch halbwegs ansprechbar. In dem Haus, welches gerade umgebaut wird, konnte jedoch schnell nichts Süßes aufgetan werden, sodass ein Zugang gelegt und Glukose gespritzt werden sollte.

Mein Kollege gab mir die Anweisung, dafür alles fertig zu machen. Ich suchte als allererstes nach dem Stauschlauch und konnte ihn nicht finden. Dies verstand mein Kollege nicht wirklich, er meinte, ich sei viel zu nervös, doch ich krammte eben nur im Koffer, weil ich das benötigte Material nicht finden konnte. Wir nahmen als Ersatz die Blutdruckmanschette. Gleichzeitig reichte ich ihm mit Desinfektionsspray, Tupfer, Zugang sowie Pflaster als notwendiges zum Legen eines venösen Zugangs.  Der Rettungsassistent rief mir nur noch zu, ich solle ruhig bleiben (war aber eher genervt gemeint). Ich war sehr ruhig bis auf den fehlenden Stauschlauch.

Danach traf auch schon der Notarzt ein, welcher sich ebenfalls in das sehr enge Bad quetschte. Währenddessen bereitete ich eine Infusion sowie 20 ml 40 %ige Glukose vor. Leider ging die eine Ampulle sehr schwer zu öffnen, sodass es ich zunächst nur 15 ml aufzsehen konnte; der Rest landete auf dem Boden. Dazu kam der Fahrer des Notarztes, er zog nochmals auf Weisung des NA 10 ml Glukose auf. Der RA mahnte dies aber auch wieder an, worauf nur die Antwort kam, dass der befehl von Notarzt da war.

Der erste Zugang lag jedoch nicht richtig, sodass noch ein weiterer Versuch durch den Notarzt her musste. Der blaue Zugang lief dann auch.  Der Rettungsassistent gab mir die Nadel zum Messen des Blutzuckers. Ich hatte dafür bereits alles vorbereitet. Es kam ein Wert von 32 mg/dl durch unser Messgerät heraus.

Der Notarzt wollte jetzt die Glukose spritzen. Ich sagte ausdrücklich und laut, dass nur 15 ml in der Spritze enthalten sind. Danach wollte er nochmals 10 ml geben, auch diese waren bereits aufgezogen. Es sollte nun zunächst nach wenigen Minuten noch einmal nachgemessen werden. Jetzt wollte der RA messen. Ich gab ihn also die Untensilien, welche er im Raum verteilte.  Danach kam auf einmal die Äußerung von ihm, dass ja auch ich dies machen könnte. Jedoch musste ich nun wiederum im ganzen Raum, die bereits verteilten Utensilien suchen, was weder für ihn noch für mich ein Vorteil gewesen ist.  Das Nachmessen ergab einen Wert von 137 mg/dl, sodass nicht noch einmal Glukose gegeben werden musste. Es hatte sich nun auch etwas Süßes gefunden, dass die Patientin essen konnte, um den Blutzuckerspiegel zu halten. 

Beim Protokoll des Notarztes ging die Diskussion über die gegebene Menge an Glukose wieder los. Der Rettungsassistent hatte anscheinend meine Äußerung über die geringere Menge nicht mitbekommen, zum Glück konnte mich der NEF-Fahrer bestätigen, dass in der einen Spritze nur 15 ml gewesen sind, sodass insgesamt 10 Gramm Glukose gespritzt worden sind.  es ging jedoch wieder die Debatte um Vrständigung im Team los, was hier jedoch vielleicht einfach an der räumlichen Situation lag.

Nach Ziehen des Zugangs sowie kurzer Aufklärung der Patientin und der Angehörigen konnte die Dame zuhause bleiben und wollte am nächsten Tag noch einmal zum Hausarzt zwecks Einstellung ihres Diabetes gehen.  Im Rettungswagen füllten wir noch den Notfallkoffer auf und fanden wirklich keinen Stauschlauch. Anscheinend hatte ich diesen beim Durchchecken am Morgen einfach vergessen (er ist so selbstverständlich, dass man sowas gerne übersieht), dafür entschuldigte ich mich auch.

Es wartete jedoch bereits bald der nächste Einsatz für uns, gemeldet war ein Wohnungsbrand mit Personen in Gefahr. Wir sollten dabei ersteintreffendes Rettungsmittel sein, denn hinter uns fuhren ein zweiter RTW, der Notarzt sowie die Feuerwehr. Bei der Suche nach dem genauen Einsatzort fanden wir ein Haus mit einem geöffneten Fenster, aus dem etwas Rauch heraus kam. Ich hielt zunächst in einer Bushaltestelle, doch das diese sehr nah am Haus war und der Rettungsdienst lieber der Feuerwehr den ersten Platz überlässt, fuhr ich etwaszurück. Mein Begleiter stieg aus und versuchte zu ordnen. der zweite RTW kehrte um und hielt auf der andern Straßenseite. Ich sollte erst stehen bleiben, dann doch umkehren. es wurde ein Bereitstellungsraum für uns festgelegt. Doch da kam bereits der Notarzt mit einem Kind im Arm gerannt. Auf Nachfrage sollte ich dennoch umkehren und weiter unten stehen bleiben. Dies tat ich an der für mich nächstmöglichen geigneten Stelle auch, ich wollte dabei jedoch die Feuerwehr nicht behindern.

Am Bereitstellungsraum kamen also die Mutter mit einem Kleinkind (ca. 4 Jahre alt) zu uns in den Rettungswagen). Der Notarzt untersuchte sie kurz. Sie hatten gekocht und durch Ablenkung war das Essen angebrannt bzw. es hatte einen kleinen Fettbrand gegeben. Ihre Lungen waren auskultatorisch unausffällig. Die Mutter wollte auch nicht mit ins Krankenhaus kommen.

Im anderen RTW wurde das andere Kind versorgt. Es sah zunächst total schlimm aus, da es im Gesicht und an den Händen schwarz war. Dies stellte sich jedoch beim genauen Hinsehen sowie auf Nachfrage als Farbe heraus. Das kleine Mädchen wurde mittels Tüchern davon befreit. Aufgrund der entspannten Lage bekam der andere RTW nun einen Folgeeinsatz, sodass zunächst einmal noch alle Beteiligten (insgesamt 4 Personen) bei uns hinten im Rettungswagen waren. Somit war ich überflüssig und machte am Fahrersitz meine Dokumentation. Der Notarzt schrieb hinten auch nur noch seine Notfallprotokolle und entließ die Patienten in ihre mittlerweile wieder zugängliche Wohnung.

Damit war der Einsatz für uns auch schon gelaufen. Bei einer kurzen Nachbesprechung mit dem Notarzt stellte sich jedoch auch heraus, dass es dieser für sehr schlecht empfunden hat, dass der Rettungsassistent sich zu sehr um die Organisation gekümmert hat bzw. dass unser Rettungswagen plötzlich erst einmal umkehren musste, ohne dass die Patienten versorgt wurden. Kurz davor hatte mich der RA jedoch angemeckert, dass ich gefälligst seinen Anweisungen folgen sollte, nicht auf die Patienten warten, sondern umkehren sollte und zwar das nächste mal mitten auf der Straße (dort stand aber die Feuerwehr, die ich nicht bei den Löscharbeiten behindern wollte, zudem war die Straße noch recht stark befahren).

Leider verlief auch der Rest der Schicht nicht wirklich locker. Der Kollege fragte bei den kleinsten Dingen nun immer bei mir nach. Doch zum Glück kann ich auch selbst denken und hatte diese immer schon erledigt als er danach fragte. Man merkt bei uns beiden einfach, dass das gegenseitige Vertrauen bzw. die Lockerheit untereinander fehlt.

Insgesamt verlief diese Schicht einfach relativ unentspannt, denn es wurde zwischen uns sehr wenig geredet und ich lasse mich durch verschiedenartige Anweisungen und seltsam gemeinte Sprüche gerne verunsichern bzw. durcheinanderbringen. Ich bin einfach von Natur aus immer etwas zerstreut, eigentlich aber nicht übermäßig nervös, doch mit solchen Kollegen ist es für mich schwer richtig gut zu arbeiten. Daran muss ich eindeutig noch arbeiten.

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