Seit langer Zeit einmal wieder auf dem Krankenwagen an einem Samstag unterwegs, war ich diesmal als Begleiterin zusammen mit einem Bundesfreiwilligendienstler. Zu Beginn der Schicht hatten wir unser Auto gecheckt und warteten jetzt, was der lange Tag so bringen würde.
Doch schon bald sollte mein Melder piepsen und uns zu einer Einweisung in die Klinik alarmieren. So fuhr mein Kollge den Krankenwagen heraus und ich meldete mich am Funk. Doch nun hatte die Leitstelle einen Notfall herein bekommen und die Rettungswagen bei uns in der Stadt waren bereits alle bei anderen Einsätzen verplant. So sollten wir eigentlich auf einen Ersatz-RTW umsteigen (wie dies abläuft habe ich ja bereits berichtet), doch dies war nicht möglich, da mein Kollege keinen Führerschein für den RTW besitzt bzw. nicht Begleiten darf, da er kein Rettungssanitäter ist.
Somit disponierte die Leitstelle um und wir sollten zu dem Einsatz, ein Sturz durch eine Glasscheibe bei einem Macumar-Patienten mit dem KTW zur Erstversorgung fahren. Der Notarzt und ein Rettungswagen aus einer anderen Stadt wurden ebenfalls alarmiert.
Zügig ging es nun also mit Sonderrechten zum Einsatzort, einer recht nahe gelegenen Wohnung in einem Mietshaus, wo wir bereits von der Ehefrau und einer Mitarbeiterin eines ambulanten Pflegedienstes erwartet wurden. Mit unseren kleinen Notfallkoffer kamen wir also beim Patienten im 4. Stock an und quetschen uns erst einmal in die Küche, wo der ca. 75 Jahre alte Mann an der kaputten Tür lag. Zunächst einmal war sehr viel Blut am Hinterkopf erkennbar, worauf er gefallen war. Zusammen mit meinen Kollegen richteten wir den Patienten, der wach und ansprechbar war, gleich einmal auf, um die Wunde näher begutachten zu können. Diese war eigentlich recht klein (ca. 2×4 cm), doch sie blutete durch die Blutverdünnungsmedikamente eben recht stark. Danach bedeckten wir die Wunde zunächst nur mit Kompressen und ich versuchte etwas Druck auf die Blutung auszuüben, um sie zu stoppen. Während wir auf den Notarzt warteten haben mein Kollege den Patienten noch von seiner Strickjacke mit Scherben befreit und Blutdruck gemessen als auch schon einmal eine Infusion vorbereitet. Natürlich redeten wir mit dem älteren Herren und fragten ihn nach dem Unfallhergang als auch nach weiteren Dingen wie Vorerkrankungen oder Medikamenten.
Jetzt traf auch der selbstfahrende Notarzt ein, der sich die Wunde zunächst anschaute. Danach konnte ich einen leichten Druckverband auf die Blutung machen. Da unser NA den Patienten aus der Küche mit den herumliegenden Scherben heraus haben wollte, untersützten wir den Mann, welcher jetzt auch über Schmerzen im Knie und Brustbereich klagte, beim Gehen in ein anderes Zimmer. Im Wohnzimmer setzten wir den Patienten schließlich aufs Sofa, wo der Notarzt einen Zugang legte und wir weitere kleinere Abschürfungen mit Verbänden versorgen konnten. Mittlerweile waren auch alle Verbandsmaterialien in unseren doch sehr kleinen Notfallkoffer aus dem KTW verbraucht. Des weiteren habe ich noch einmal Blutdruck gemessen, welcher immer noch hoch war, da unser Patient bekannter Bluthochdruckpatient ist und an diesem Morgen seine Medikamente noch nicht eingemommen hatte.
Jetzt konnten wir als Krankenwagen mit unser Ausstattung nicht mehr viel machen, da der Notarzt eben nicht durch uns, sondern mit dem Rettungswagen transportieren wollte. Immer wenn ich sagte, dass wir dies oder das, wie z.B. Blutzuckermessgerät, nicht dabei haben, dann meinte der Notarzt: “ Was würde ich nur ohne euch machen, gut dass ihr da seid!“
Da fragt man sich dann doch als Besatzung des KTWs, was wäre, wenn der Notarzt wirklich als erstes eintrifft und natürlich aus seinem Fahrzeug nicht den Notfallrucksack und EKG oder Beatmungseinheit mitnimmt. In einem solchen Fall wäre er nämlich dann ganz schön aufgeschmissen, aber in diesem Fall waren wir ja da und der NA nicht ganz so hilflos.
Der Notarzt gab der Leitstelle kurz eine Lage und nach kurzer Wartezeit traf auch der Rettungswagen ein. Zusammen mit uns setze die RTW-Besatzung den Herren in den Transportstuhl und transportierten ihn die Treppen bis zum Aufzug herunter. Unten lagerten wir ihn auf die Trage um und dann übernahm die RTW-Besatzung komplett und unsere Aufgabe der Erstversorgung war gemeistert. Für meinen jungen Fahrer war es jedenfalls ein guter Einsatz, um sein gelerntes Wissen endlich einmal in der Praxis umzusetzen und dies hat er gut gemacht.